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COP29: Die wichtigsten Ergebnisse aus Baku

Von:
Timo Gossler,
Marissa Lammers
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Nach zwei Wochen Verhandlungen fällt das Fazit zur Weltklimakonferenz COP29 (29. Conference of the Parties) in Baku, Aserbaidschan, durchwachsen aus. Die COP29 hat zwar einige wichtige Einigungen erreicht, doch der dringend notwendige Durchbruch im Kampf gegen den Klimawandel blieb aus. Auch hat der Gipfel erneut gezeigt, dass die Weltgemeinschaft in der Lage ist, Kompromisse einzugehen, aber dennoch weiterhin an einer angemessenen und gerechten Klimapolitik scheitert. Wir fassen für Sie die drei wichtigsten Ergebnisse zusammen und blicken in die Zukunft.
Inhalt

1. Mehr finanzielle Unterstützung für ärmere Länder

Einigkeit wurde bei der Aufstockung der Klimahilfen für Länder des Globalen Südens erzielt. Diejenigen die vom Klimawandel besonders betroffen sind, jedoch über die geringsten Mittel verfügen, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Bis 2035 sollen jährlich mindestens 300 Milliarden US-Dollar bereitgestellt werden – eine Verdreifachung der bisherigen 100 Milliarden US-Dollar. Dieser Betrag soll helfen, sowohl die Anpassung an die Folgen des Klimawandels als auch die dringend notwendige Energiewende in diesen Ländern voranzutreiben.

Der Kompromiss über 300 Milliarden US-Dollar jährlich wurde einerseits begrüßt, aber andererseits stark kritisiert: Der Betrag bleibt deutlich hinter den Erwartungen der Länder des Globalen Südens zurück. Sie forderten eine Billion Dollar jährlich und eine stärkere Berücksichtigung der historischen Verantwortung der Industriestaaten für die Klimakrise. Für zusätzliche Kritik sorgt, dass China trotz seiner Stellung als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und einer der größten Verursacher von Treibhausgasemissionen weiterhin nicht zu verbindlichen Zahlungen verpflichtet ist. Nach den Regularien der UN-Klimarahmenkonvention wird China offiziell noch als „Entwicklungsland“ eingestuft und unterliegt daher nicht denselben finanziellen Verpflichtungen wie die traditionellen Industriestaaten.

2. Einigung über Regeln für Emissionshandel 

Ein Durchbruch wurde bei der Regelung der Kohlenstoffmärkte erzielt – ein Meilenstein, der fast ein Jahrzehnt verhandelt wurde. Wie bereits bei der COP27 und COP28 war jedoch auch in Aserbaidschan Artikel 6 des Pariser Klimaabkommens Gegenstand kontroverser Debatten. Dieser regelt die Nutzung marktbasierten Mechanismen zur Reduzierung von Treibhausgasen. 

Künftig können nun nicht nur Unternehmen, sondern auch Staaten ihre Emissionsminderungen handeln. Länder des Globalen Nordens können somit Klimaschutzmaßnahmen in Ländern des Globalen Südens finanzieren und diese auf ihre eigenen Emissionsziele anrechnen lassen.

Befürworter:innen glauben, dass diese Regelungen Milliarden in Klimaschutzprojekte lenken werden und den Klimawandel abschwächen können. Kritiker:innen warnen jedoch vor Schlupflöchern und mangelnder Transparenz. Sie sprechen von einer „Scheinlösung“, da diese Mechanismen häufig keine realen Emissionsreduktionen bewirken. Statt ihre eigenen Emissionen zu senken, könnten wohlhabende Staaten den Klimaschutz „outsourcen“ und damit den Übergang zu klimaneutralen Volkswirtschaften verzögern. Zudem besteht die Sorge, dass es nicht genügend glaubwürdige Projekte gibt, um die Nachfrage nach Kompensationen zu decken.

3. Keine neuen CO2-Reduktionsziele

Ein enttäuschender Punkt der COP29 war das Scheitern neuer Vereinbarungen zu Maßnahmen für die Reduzierung von CO2-Emissionen. Es wurde beispielsweise kein verbindlicher Plan zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen beschlossen. Der Einfluss vom Gastgeberland Aserbaidschan, das stark vom Export von Öl und Gas abhängig ist, könnte eine Rolle gespielt haben. Wie der Spiegel berichtet, hat vor allem Saudi-Arabien die Verhandlungen zum Ausstieg aus fossiler Energie blockiert. Auch im Themenfeld Landwirtschaft wurde kein nennenswerter Fortschritt erzielt.

Die Weltgemeinschaft bleibt damit weit hinter den Anforderungen des Pariser Klimaabkommens zurück. Wissenschaftler:innen hatten gefordert, die globalen Emissionen bis 2030 um 43% (im Vergleich zu 2019) zu senken, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen. Der aktuelle Kurs führt jedoch nur zu einer Reduktion von 2,6 %. Im Jahr 2024 haben globale CO2-Emissionen zudem neue Rekordwerte erreicht.

Und was bringt die Zukunft?

  • Unsicherheit durch geopolitische Rahmenbedingungen
    Ein erheblicher Unsicherheitsfaktor für die internationale Klimapolitik ist die geopolitische Lage – insbesondere die Wiederwahl von Donald Trump. Der ehemalige Präsident kündigte bereits an, die Vereinigten Staaten erneut aus dem Pariser Abkommen zurückzuziehen. Als größter historischer Verursacher von CO2-Emissionen würde dieser Schritt die globalen Klimabemühungen erheblich schwächen. Die USA sind nicht nur einer der größten Emittenten, sondern auch ein zentraler Akteur in der internationalen Klimafinanzierung. Ein erneuter Austritt würde nicht nur finanzielle Lücken hinterlassen, sondern auch das globale Vertrauen in die Klimakooperation erschüttern. 
  • Transparenz durch Fortschrittsprüfung für Nationale Klimastrategien
    Ein entscheidender Moment für die globale Klimapolitik steht bevor: Bis Februar 2025 müssen alle Länder ihre überarbeiteten Nationally Determined Contributions (NDCs) vorlegen – die nationalen Pläne zur Emissionsminderung und Anpassung an den Klimawandel. Diese neuen Beiträge werden der nächste große Meilenstein nach der COP29 sein und zeigen, ob die Welt auf Kurs in Richtung Netto-Null bleibt. Generalsekretär António Guterres zufolge, müssen die neuen Pläne alle Emissionen und Wirtschaftssektoren abdecken. Zudem sollen sie den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen beschleunigen sowie die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien unterstützen. 
  • Hoffnung und Zweifel mit Blick auf COP30 in Brasilien
    Die Hoffnung ruht nun auf der COP30, die im nächsten Jahr im brasilianischen Belém stattfinden wird. Die Konferenz wird als entscheidende Gelegenheit betrachtet, um die Klimagerechtigkeit in den Fokus zu rücken. Brasilien hat angekündigt, die nächste COP zur „COP der COPs“ zu machen. Die brasilianische Klimabeauftragte Ana Toni versprach, dass man sich nicht scheuen werde, für eine gerechte Energiewende und den Ausstieg aus fossilen Energien zu kämpfen. Diese Ambitionen sind jedoch nicht ohne Widersprüche: Trotz großer Ankündigungen plant Brasilien weiterhin eine Ausweitung der heimischen Förderung fossiler Brennstoffe. Für viele Beobachter:innen stellt das einen Widerspruch dar – insbesondere, da es bereits die dritte Klimakonferenz in Folge ist, die in einem Land mit Plänen zur Förderung fossiler Energien stattfindet. Die Frage bleibt offen, ob Brasilien den Erwartungen gerecht werden kann – oder ob auch die COP30 wieder von Kompromissen und vertagten Entscheidungen geprägt sein wird.