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Als Geschäftsführer in Väterkarenz? Simon Preschern zeigt, wie es geht.

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Simon Preschern, Geschäftsführer bei Grant Thornton Austria, hat sich bewusst dafür entschieden, eine aktive Rolle in der frühen Erziehung seiner Tochter zu übernehmen und war vier Monate in Väterkarenz. In unserem Interview erzählt er von seinen Beweggründen und den bereichernden Erfahrungen, die er während dieser Zeit gemacht hat.

Simon Preschern über seine Väterkarenz

Simon, warum hast du dich für die Väterkarenz entschieden?
Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, die Verantwortung für unsere Tochter mit meiner Lebensgefährtin zu teilen. Wir beide gehen unseren Berufen mit großer Leidenschaft nach und dass wir uns die Karenz aufteilen, war von Beginn an klar. Zudem ist es für mich sehr wichtig, als Papa für meine Tochter da zu sein und so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen. 

Wie hat dein Umfeld auf deinen Entschluss zur Väterkarenz reagiert?
Von meinem Team, der Führungsebene bei Grant Thornton Austria und auch seitens meiner Klientinnen und Klienten gab es volles Verständnis. Mir war es wichtig, die Karenz frühzeitig zu kommunizieren. So war auch im Sinne einer guten Übergabe eine umfassende Vorbereitungszeit möglich. Im Freundeskreis gab es ebenso viel Unterstützung, allerdings auch vereinzelt Bedenken – vor allem aufgrund meiner Position als Geschäftsführer. Diese habe ich aber schnell entkräftet, da ich davon überzeugt bin, dass eine Väterkarenz immer möglich sein muss, egal welche Position man innehat. Wir müssen uns vom verstaubten Mutter/Vater-Denken aus früheren Zeiten verabschieden. Beide Elternteile dürfen und sollen sich um den Nachwuchs kümmern.


Welche Erkenntnisse konntest du aus vier Monaten Väterkarenz gewinnen?
Für mich war die Entscheidung zur Väterkarenz eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Die gewonnene Zeit und die Momente, die ich mit meiner Tochter erlebt habe, sind von unschätzbarem Wert für uns beide. Beruflich gesehen hatte die Väterkarenz keinerlei Auswirkungen auf meine Position. Als Geschäftsführer war es für mich allerdings unvorstellbar, mich vollständig zurückzuziehen, weshalb ich für besonders wichtige Sachverhalte oder Abstimmungen mit meinem Team immer wieder verfügbar war. Das war mir ein großes Anliegen, weil mir mein Beruf und mein Team sehr am Herzen liegen. 

Welche Ratschläge würdest du Vätern geben, die überlegen in Väterkarenz zu gehen?
Es gibt drei wesentliche Ratschläge, die ich weitergeben möchte:

  • Frühzeitige Planung und Übergabe: Aus meiner Sicht ist es wichtig, die Karenz früh genug zu planen und diese an die Kolleg:innen aus der Führungsebene, an sein Team, an Geschäftspartner:innen und an Klient:innen zu kommunizieren. Eine gut durchdachte und geplante Übergabe der Agenden ist ebenso von großer Bedeutung. 
  • Auswahl des Zeitpunkts: Der beste Zeitpunkt für die Väterkarenz ist sicherlich branchenabhängig. Bei uns in der Wirtschaftsprüfung ist es in den Sommermonaten tendenziell ruhiger, weshalb ich mich dafür entschieden habe, diese für die Karenz zu nutzen. Dies in die Planung miteinzubeziehen ist möglicherweise eine gute Möglichkeit, um dem Arbeitgeber entgegenzukommen.
  • Entscheidung für die Väterkarenz: Ich lege es jedem ans Herz, die Väterkarenz zu nutzen, da diese Zeit unglaublich wertvoll ist und eine einzigartige Gelegenheit bietet, unvergessliche Momente zu erleben. 

Wie war der Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag nach der Väterkarenz?
Die ersten fünf Minuten waren ruhig – danach ging es wieder Vollgas los. :)

Was würdest du dir zum Thema Bewusstsein für Väterkarenz wünschen?
Mehr Selbstverständlichkeit, dass Väter Karenz in Anspruch nehmen dürfen und auch sollen und das von allen Seiten – vom Arbeitgeber, von den Vätern und auch von den Müttern. Gesamtwirtschaftlich betrachtet gleicht es sich wieder aus: Je mehr Väter Karenz in Anspruch nehmen, desto mehr Frauen sind im Berufsleben. Zudem wünsche ich mir bessere Möglichkeiten der Kinderbetreuung nach der Karenz, da diese nur die ersten Lebensjahre abdeckt. Danach bleibt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiterhin herausfordernd. Hier gilt es, mehr Unterstützung anzubieten.